A Flight to India – GOTS Konferenz und ein Fabrikbesuch

Ende Mai 2015 flog ich mit Jochen von The fashion rEvolution, zur 1. Internationalen GOTS-Konferenz nach Mumbai (Website). Meine erste Reise auf den indischen Subkontinent, kurz vor dem Monsun, bei drückenden Temperaturen, wie sie das Land schon lange nicht mehr erlebt hat.

Mein Bericht zur Konferenz soll einen Einblick geben, welche Themen dort diskutiert wurden, welche Bemühungen man unternimmt, den globalen Handel mit Organic Cotton zu organisieren und wie man die Qualitätsstandards gewährleisten will. Natürlich war es auch Bestandteil der Reise die Menschen hinter den eigenen Produkten kennen zu lernen, direkt vor Ort zu erleben wie unsere Taschen produziert werden und gemeinsam mit unserem Geschäftspartner Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Leser oder Leserinnen mit wenig Zeit möchte ich auf das zusammenfassende Fazit und am Ende des Berichts verweisen. Mit allen anderen möchte ich mich zunächst zurück zum Vorabend unseres Flugs begeben, zu einem kleinen Rückblick und meinen Gedanken die mich zu dieser Reise veranlasst haben.

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Mittwoch 20.05.2015 – Vorabend

„I want a Jutebeutel“ – Kein anderer Artikel wird in den Anfragen die uns täglich erreichen, so oft falsch bezeichnet, wie die gute alte Baumwolltasche. Das Symbol für Ressourcenschonung ist geblieben, das Material hat sich nach der Jahrtausendwende geändert. Waren „Ökotaschen“ aus Jute einst das Statement einer umweltbewussten Minderheit, sind sie heute meist aus Baumwolle und im Mainstream angekommen.

Prinzipiell natürlich eine positive Entwicklung, über die man sich als Wegbegleiter der 1980er-Jahre-Öko-Bewegung freuen sollte. Aber wie bei vielen guten Dingen ist der Transfer vom Nischendasein in den Mainstream nicht immer unproblematisch und manchmal leider vielleicht auch eher kontraproduktiv. Haben wir vor Jahren noch bei Hans und Inge in ihrer Lebenslust, Erzeugnisse von landwirtschaftlichen Öko-Pionieren eingekauft, lacht uns heute beim Discounter eine Palette makellosen Biogemüses an, dessen Preis kaum über dem konventioneller Ware liegt.

Als ich 2009 Green Promotion gründete und Produkte für meinen Katalog gesucht habe, war klar: Baumwolltaschen – natürlich bio und fair, müssen sein. Dass sich diese zu einem wichtigen Standbein entwickeln und ich mich nun, sechs Jahre später zur GOTS-Konferenz auf den Weg machen würden, habe ich damals nicht geahnt.

Also fuhr ich seinerzeit auf die Biofach nach Nürnberg und durchstöberte die Halle nach Produkten, die in mein Portfolio passen könnten. In der Textil Area lernte ich dann Linda und Jochen kennen, die ihre ebenfalls junge Firma, auf einer fünf Meter langen Kleiderstange präsentierten. Jede Menge Bio-Fashion, dazwischen einige Baumwolltaschen die meinen Blick auf sich zogen.

Die indische Produktion wollten wir schon seit längerem einmal gemeinsam besuchen. Dass wir nun anlässlich der GOTS-Konferenz nach Asien fliegen, hat seinen Grund auch in der oben beschriebenen Transformation der Nische zum Mainstream und den damit einhergehenden Änderungen der Marktbedingungen und in den Standards.

Missbrauch auf der einen, um sich greifende Bürokratie auf der anderen Seite, stellen vor allem kleinere Unternehmen zunehmend vor Aufgaben, die oft nur schwierig zu meistern sind. Immer öfters steht daher auch die grundsätzliche Sinnfrage einer Siegelnutzung im Raum. Was bedeutet und wie wichtig ist GOTS? Was sind die Ideen und wer die Menschen dahinter? Wie funktioniert das Geschäft mit Organic Cotton vor Ort? Nur ein paar der Fragen, auf die ich in Mumbai eine Antwort suchen werde.

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