Immer wieder bittet man mich um die Zusendung des Zertifikats für ein bestimmtes Produkt. Würde ich gerne, aber so funktioniert das leider nicht.
In der Regel handelt es sich um so genannte Produktketten-Zertifizierungen. Dies bedeutet, dass alle Unternehmen in der Produktionskette nach den entsprechenden Richtlinien zertifiziert sind. Zertifiziert ist also nicht das Produkt, sondern sind die Unternehmen die an dessen Herstellung und Vertrieb beteiligt sind!
In jährlichen Audits wird bei diesen Firmen stichprobenweise kontrolliert, ob die als zertifizierte Ware verkauften Produkte, auch tatsächlich aus einer entsprechenden Quelle stammen. Etwas kompliziert? Dann einmal ein Beispiel:
FSC-Produktketten-Zertifizierung
Als FSC-zertifiziertes Unternehmen muss Green Promotion eine so genannte Materialflussbilanz führen. Hier wird jede Ausgangsrechnung für FSC-Produkte dokumentiert. Ihr gegenüber gestellt wird die zugehörende Rechnung unserer Lieferanten.
Beim jährlichen Audit nimmt nun unser Zertifizierer den Ordner mit den Ausgangsrechnungen und sucht eine Rechnung für ein FSC-Produkt. Anhand der Materialflussbilanz kann nun die entsprechende Eingangsrechnung zugeordnet, herausgesucht und geprüft werden. Dieser Vorgang wiederholt sich für mehrere Rechnungen, sprich Aufträge.
Den gleichen Besuch von einem Auditor erhält unser Großhändler über den wir die FSC-Ware beziehen. Hier wird geprüft ob den (FSC-)Rechnungen an Green Promotion, entsprechende Rechnungen eines FSC-zertifizierten Hersteller gegenüber stehen.
Beim Hersteller wird geprüft ob er von einem zertifizierten Holzhändler eingekauft hat, dieser muss nachweisen, dass er das Holz von einem entsprechenden Sägewerk bezogen hat und dieses dann wiederum, dass das Holz aus einem zertifizierten Wald stammt.
Ganz am Ende steht dann die Prüfung beim Waldbesitzer, ob dieser die Richtlinien des FSC einhält … und natürlich ob das auf seinen Rechnungen ausgewiesene FSC-Holz auch tatsächlich aus einem solchen Waldstück stammt.
Ähnlich verhält es sich auch bei anderen Zertifizierungen wie z.B. BIO oder GOTS. Es muss immer dokumentiert werden woher die Ware stammt und an wen sie weiterverkauft wurde. Ein zum einzelnen Produkt gehörendes Zertifikat, auf dem diese Hersteller/Lieferantenkette vermerkt ist, gibt es also nicht. Oder doch?
Transaktionszertifikate
Tatsächlich gibt es Zertifikate, auf denen jedes Glied der Produktionskette vermerkt ist. Diese werden Transaktionszertifikate genannt und finden vor allem im Biobereich ihre Anwendung. Diese Warenbegleitdokumente, bei Bio auch OTC (Organic Transaction Certificate) genannten, werden jedoch auch nicht für die fertigen Produkte, die wir im Laden finden ausgestellt, sondern in der Regel für die (Roh-)Ware, die nach Europa importiert wird.
Solche Transaktionszertifikate gibt es zum Beispiel für unsere Stofftaschen aus Bio-Baumwolle. In diesen ist die Lebensgeschichte der Taschen von der Baumwollplantage über die Spinnerei und Weberei bis hin zur fertigen Tasche dokumentiert. Aber diese Zertifikate sind dann eben auch nicht für einzelne Taschen ausgestellt, sondern gelten für den gesamten Container, bzw. die Produktionscharge, der die Taschen entstammen.
Transaktionszertifikate werden vor allem für Bioprodukte aus Übersee ausgestellt, damit der Importeur einen entsprechenden Nachweis über den Ursprung der Ware führen kann. Bei (FSC-)zertifizierten Holz- und Papierprodukten gibt es diese Transaktionszertifikate bisher noch nicht. Allerdings arbeitet z.B. auch der FSC aktuell an einer Methode, den Warenfluss transparenter zu dokumentieren.
Nun ja, eine ganz schön komplizierte Sache das mit den Zertifizierungen und nicht immer ganz einfach zu durchschauen. Daher ist es auch immer wichtig, von wo und wem man seine Produkte bezieht. Ist der Hersteller oder Lieferant vertrauenswürdig? Kann das angebotene Produkt zu diesem Preis wirklich entsprechend zertifiziert sein? Denn schließlich ist auch das Papier auf das Zertifikate gedruckt werden geduldig.