Eine Werbeartikelmesse und die Suche nach der Nachhaltigkeit

Nachhaltiges im schicken Design
Nachhaltiges im schicken Design

Wenn der Branchenverband PSI zur großen Show lädt, versammelt sich jeden Januar, die europäische Werbeartikelbranche in den Düsseldorfer Messehallen. In fünf Hallen zeigten dieses Jahr knapp 1.000 Aussteller, über 16.000 Besuchern ihre alten und neuen Produkte.

Ein Event, den auch ich mir nicht entgehen lasse. Neben Gesprächen mit bestehenden Lieferanten, zieht mich natürlich vor allem die Suche nach neuen Produkten und Herstellern an den Rhein. Im zügigen Schritt, den Trolly im Gefolge, scanne ich dann das Angebot der Aussteller. Wer arbeitet mit Naturmaterialien? Wo steht „Sustainable“ auf einem Schild? Oder wo gibt es ein verstecktes Bio- oder Fairtrade Siegel zu entdecken.

Natürlich ist mittlerweile auch im allgemeinen Werbeartikelhandel, das Thema Nachhaltigkeit angekommen – den Kunden sei Dank. Einzig bei den Herstellern, scheint das Thema doch noch sehr nachlässig behandelt zu werden. Kurz gesagt: kaum etwas neues. Hochwertige Premiumgeschenke, abertausende von Kugelschreibern und Kalendern, günstige Textilien (aus Kinderhänden?), Lanyards, Buttons und Tonnen von Plastik aus allen Ländern.

Aber ich will ja nicht ungerecht sein, das eine oder andere Schmankerl gab es schon zu entdecken. Gefreut habe ich mich zum Beispiel über einen Hersteller, der bei meinem letzten Messebesuch lediglich eine kleine Filzecke auf seinem Stand hatte. Dieses Mal gab es beinahe nichts anders. Schön – da werden bestimmt ein paar Artikel den Weg in den Green Promotion-Katalog finden.

Nett war es auch am Stand eines österreichischen Textilherstellers. Gegen Ende des zweiten Messetags, war ich wohl der Erste, der wegen des GOTS-Biobaumwollsiegels gestoppt hatte. Belohnt wurde der Halt mit einem sehr netten Gespräch (das mit dem Siegel musste sie mir ja nicht erklären), einem Glas Sekt und der Gewissheit, einen neuen Partner im Netzwerk zu haben.

Dass man Pflanzensamen auch in Recyclingpapier einschließen kann, zeigte mir eine englische Firma. Ein sehr netter Gag und mal etwas anderes als die bekannten Samentütchen. Leider nicht Bio-zertifiziert aber Recyclingpapier ist ja schon mal etwas.

Werbeartikel aus Filz
Schönes aus Filz

Postkarten mit Samen
Postkarten mit Samen

T-Shirts Bio + Fair
T-Shirts Bio + Fair

Am einen oder anderen Messestand war auch das Thema Bio-Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen ein Thema. Aber leider wird in der Regel Maisstärke verwendet, was ich vom nachhaltigen Standpunkt aus eher kritisch sehe. Werden hier gentechnisch veränderte Sorten eingesetzt? Und sollte Mais nicht besser auf dem Teller landen? Einer der Hersteller arbeitet allerdings mit Kunststoff auf Ligninbasis, das als Nebenprodukt der Papierindustrie anfällt. Das könnte etwas werden.

Ebenso wie die Design-Taschen aus recycelten PET-Flaschen, die ich bei einer kleinen holländischen Firma entdeckt habe. Im wahrsten Sinn des Wortes, schräge Taschen, die witzig aussehen. Einziger Wermutstropfen: Taschen aus Recycling-PET gibt es nur aus China, das Material wird leider nur dort verarbeitet.

Ein Highlight war auf jeden Fall mein Besuch am Stand der schweizer Textilfirma Switcher. Dort war Nachhaltigkeit, nicht nur ein Verkaufsargument, sondern Einstellung. Produkte aus Biobaumwolle und fair gehandelt. Wahrscheinlich mit die teuersten T-Shirts auf der Messe. Dafür jedes mit einem Code, über den sich die Produktionskette bis zurück zur Baumwollplantage verfolgen lässt. Dass es gerade Mittagszeit war und man mich zu einem leckeren Snack einlud, hat mich natürlich auch gefreut. Noch mehr gefreut hat mich aber, dass der Blick auf meine Visitenkarte nicht wie üblich, nur mit einem (milde lächelnden) „Aha“, sondern mit „Toll, dass du das machst“, kommentiert wurde. I like!

Und dann war da noch der Stand einer belgischen Firma, die groß mit „No. 1 in Sustainability“ geworben hat. Aber nun ja: Holzstifte, Jute- und Stofftaschen, Baumwollshirts- und jacken. Alles aus Fernost und leider nicht ein Siegel, das auf Bio oder fairen Handel hingewiesen hätte. Schade, nächster.

Wenn ich ein Fazit zur diesjährigen PSI-Messe ziehen sollte, müsste ich sagen: Kaum etwas neues, keine wirklich nachhaltigen Innovationen. Und wenn, kommen diese nicht aus Deutschland … oder sie waren alle in Halle 9, die ich leider nur zur Hälfte geschafft habe.

 

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